Geschichten über den Australian Terrier

„Ein Aussie ist kein Aussie“ – oder von der Faszination, mehrere Hunde zu haben.

Angefangen hat es - wie wahrscheinlich bei vielen - mit einem Australian Terrier, unser Jerry kam vor nun 14 Jahren zu uns. Begeistert von der Rasse und auch weil meine Abwesenheit von zu Hause berufsbedingt nun jeden Tag mehrere Stunden lang wurde, kam nach zwei Jahren die Hündin Kathinka vom Struthwald dazu.

Das war doch ein erheblicher Unterschied ein Hund oder zwei, ich hatte von Anfang an ganz klar die Wahrnehmung , dass die zwei sofort ein Hunderudel waren und sich entsprechend verhielten, sowohl im Haus, als auch draußen. Drin hatten sie immer jemand zum Kuscheln, Schmusen, Spielen, auch wenn die menschlichen Rudelmitglieder grade nicht greifbar waren oder keine Lust hatten (wo gibt´s denn sowas??). Sie nutzten dies reiflich aus. Draußen gingen sie zusammen auf Mäusejagd, fühlten sich stark gegenüber anderen Hunden ohne deswegen unverträglich zu werden und leider auch: Die kleine Tini kümmerte sich bei weitem nicht so darum, wo die menschlichen Rudelmitglieder beim Spazieren gehen grade waren, Hauptsache sie verlor ihren Jerry nicht. Da war es doch sehr angenehm, dass Jerry so gut erzogen war und immer brav auf Ruf kam, die kleine Tini im Schlepptau!!

Inzwischen sind viele Jahre vergangen, unseren Jerry mussten wir im Dezember 07 verabschieden und seit 2002 ist Binchen (Tochter von Tini) bei uns und seit 2007 Freni (Tochter von Binchen), es sind nun drei Aussies. Das Rudel hat sich also im Laufe der Jahre in seiner Zusammensetzung immer mal wieder geändert und ich beobachte nach wie vor fasziniert, wie die Hunde miteinander umgehen. Solange der Rüde Jerry da war, war er eindeutig der Chef, obwohl er schon einige Jahre recht krank und am Ende auch blind war. Als nächste in der „Hierarchie“ stand Tini als älteste Hündin.

Diese Rangfolge  änderte sich jeweils, wenn eine Hündin Welpen hatte. Die Hündin mit Welpen war nun solange Chef, als sie die Kleinen versorgte. Sie ließ den Rüden in den ersten Tagen nicht an die Kiste und ich fand besonders toll, dass sie dies nicht mit Knurren oder sonstigen stärkeren Zeichen mitteilte, nein, sie senkte nur ein wenig ihren Kopf, in der Wurfkiste liegend, und starrte Jerry an, worauf dieser, der ganz ahnungslos ins Wohnzimmer traben wollte, sich an der Wand entlang schnell ins anliegende Arbeitszimmer verdrückte! Die jeweils andere Hündin hingegen durfte viel früher die Welpen beschnuppern und als diese das Nest verließen, haben sie auch bei der anderen Hündin gesaugt und nach ca. zwei Tagen hatte die dann auch Milch. Die Aussies  scheinen gern so eine Art „Stillgruppen“ zu bilden, die Kleinen wurden bei uns nach ca. drei Wochen immer gemeinsam aufgezogen.

Nun haben wir drei Aussiedamen aus drei Generationen und auch unsere Jüngste - Freni -  hat bereits mit ihrer zweiten Läufigkeit sich im Zeitpunkt an die beiden älteren Damen angepasst. Binchen hatte dies damals auch gemacht, dies ist bei vielen Züchtern so, die mehrere Hündinnen halten. Klarer Vorteil, das „Geschäft“ mit der Läufigkeit ist in einem Aufwasch erledigt, kleiner Nachteil, wenn man eigentlich in einem Jahr mehr als eine Hündin belegen wollte, hat man die Würfe auch zur gleichen Zeit, die Hündinnen richten es offensichtlich extra so ein!   Die Jüngste hat, obwohl inzwischen schon fast 1,5 Jahre, immer noch ein wenig „ Narrenfreiheit“ bei Mama und v.a. bei der Oma. Sie rast wie verrückt auf mich zu, wenn ich heim komme, also wenn ich danach gehen würde, wer begrüßt zuerst, wer saust als erster zur Tür, wäre sie Rudelchef, das ist sie mit Sicherheit nicht, die älteren Damen lassen es ihr einfach durchgehen! Ich denke in den meisten Fällen ist die mittlere Hündin, Binchen, zur Zeit der Chef.

Draußen machen sich nun Binchen und die kleine Freni gemeinsam auf die Mäusejagd in die Wiesen, immer Seite an Seite, während die 12-jährige Tini nun eher bei mir am Weg bleibt, sie ist deutlich ruhiger geworden.  Gilt es „verfeindete“ Hunde vom Gartenzaun zu vertreiben, sind sie aber wieder alle drei vereint beim Bellen und Sausen und am besten gefällt mir der Anblick, wenn alle drei zusammen in ihrem großen Kuschelkissen liegen. Ich habe es keinen Augenblick bereut, mehrere Hunde zu haben! Ich lerne nach wie vor dauernd dazu und es ist immer wieder spannend, die Hunde einzeln, aber eben besonders auch als Rudel zu beobachten!  

Sabine Kleffel Australian Terrier "von der Türlmühle"